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Kaum ein Thema wurde bei aktuellen Webinaren und virtuellen Messen hitziger diskutiert als das Thema Paginierung und SEO. Häufige Fragen sind: Wie steht Google zum Thema Paginierung in Onlineshops? Wird eine Pagination überhaupt noch benötigt? Wie ist der Umgang mit Websites, die eine Paginierung beinhalten? In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen auf den Grund und liefern die Antworten für Euch.
Was bedeutet Paginierung?
In Zusammenhang mit Webseiten und Suchmaschinenoptimierung wird der Begriff Paginierung für Inhalte verwendet, die nicht komplett auf einer Seite dargestellt werden können. Beispiele finden sich bei Produktauflistungen / Kategorieseiten in Onlineshops, Webblogs, Suchergebnislisten oder lange Nachrichtenbeiträgen auf den Websites von Zeitungen. So lassen sich über die Paginierung weitere Artikel oder Blogbeiträge per Klick anzeigen.
Welche Fehler sollten in Bezug auf Pagination grundsätzlich vermeiden?
Anfang 2019 hat Google angekündigt die Attribute rel=“prev“ und rel=“next“, die im <head> Bereich der Seite eingefügt wurden nicht mehr zu berücksichtigen. Diese wurden davor als sinnvoller Hinweis für Suchmaschinen verstanden, die paginierten Websites zu erkennen. Aber keine Sorge: Es ist laut Google nicht schlimm, wenn diese bereits vorhanden sind.
Canonical Tags
Ein weitere bekannter Fehler bezieht sich auf das Canonical Tag in Bezug auf paginierte Seiten. Es hält sich auch in SEO-Kreise noch das hartnäckige Gerücht, dass außer der ersten Seite einer Produktkategorie alle weiteren Seiten (2, 3, 4 etc.) einen Canonical Tag, mit dem Verweis auf die erste Seite, beinhalten müssen. Dabei wird allerdings übersehen, dass ein Canonical Tag für Websites mit identischem Inhalt gedacht ist und nicht um Paginierung zu definieren. Shopseiten mit Paginierung enthalten keinen doppelten Content, da sie unterschiedliche Produkte zeigen. Hierbei handelt es sich lediglich um Thin Content.
Schlechter als das Beispiel zuvor ist ein Canonical Tag der paginierten Seiten auf die erste Seite in Kombination mit dem noindex Meta Tag. In dieser Konstellation wird die noindex-Konfiguration der Paginierung an die erste Seite weitergegeben. So werden nicht nur die Seiten mit Paginierung nicht indexiert, sondern auch die erste Seite nicht in den Suchergebnissen angezeigt. Da es sich bei der ersten Website um eine wichtige Kategorieseite handelt, lassen sich die Konsequenzen dieser Handlung leicht nachvollziehen.
Sitemap
In der Regel werden paginierte Seiten nicht mit in die Sitemap aufgenommen. Hintergrund ist, dass in einem Onlineshop eine Hauptseite mit Artikel-Listing indexiert wird und paginierte Seiten über wenig Mehrwert im Vergleich verfügen. Ein Sonderfall stellen sicher gut recherchierte journalistische Artikel dar, welche auf mehreren paginierten Seiten abgebildet werden. Hier bietet sich auch eine Einreichung über die Sitemap an.
Duplicate Content
Um Duplicate Content zu vermeiden, sollte ein evtl. (SEO-)Text nur auf der ersten Komponentenseite stehen. Wird dieser auch auf weiteren Websites der Paginierung angezeigt, schafft sich der Websitebetreiber selbst sehr viele Seiten mit gleichen Inhalten. Diese werden von Google dann als Thin Content herabgestuft.
Indexierung
Unter SEOs ist es schon längst kein Geheimnis mehr: Google hat bestätigt, dass nach einer gewissen Zeit das Meta Robots Tag noindex, follow in ein noindex, nofollow Meta Tag umgewandelt wird.
“But if we see the noindex there for longer than we think this page really doesn’t want to be used in search so we will remove it completely. And then we won’t follow the links anyway. So in noindex and follow is essentially kind of the same as a noindex, nofollow. There’s no really big difference there in the long run.” Quelle: seroundtable.com
Steht die eigene Paginierung als auf noindex, follow muss klar sein, dass Google den Links bzw. die paginierten Seiten nach einer gewissen Zeit nicht mehr folgt. Der Einsatz von noindex, follow ist also nicht mehr zeitgemäß.
Usability
Große Onlineshops verfügen über mehr als 100 Paginierungseiten. In diesem Fall muss der Fokus ebenfalls auf das Thema Usability gerichtet werden. In dieser Situation ist nicht wirklich davon auszugehen, dass User*innen geschweige denn ein Bot wirklich all diese Seiten erreicht. Eine Lösung wäre hier: Mittlere und hintere paginierte Seiten direkt auf der ersten Seite anzuzeigen, um diese leichter zugänglich zu machen. So kommt vor allem der Google-Bot schon mit einer niedrigen zweistelligen Anzahl an alle Websites heran.
In vielen Bereichen herrscht auch bei der Paginierung keine Einigkeit unter den SEOs, oft werden zwei Vorgehensweisen empfohlen. Diese beiden möchten wir Euch gerne in den nächsten beiden Absätzen als unterschiedliche Positionen vorstellen.
Position 1: Paginierung ist ein veraltetes Konzept und nicht mehr relevant
Im E-Commerce gehen viele Webseitenbetreiber ähnlich vor. Die Domains verfügen über langen Produktlisten bei der sogenannten Kategorieseite. Dabei lassen sie nur die erste Seite durch die Suchmaschine indexieren alle weiteren Seiten 2, Seite 3 etc. (die sogenannten Komponentenseiten) werden auf noindex gesetzt. Der schwache Inhalt (Thin Content) der nachfolgenden Seiten als auch die hohe Fluktuation im Sortiment sind Anlass diese Komponentenseiten kategorisch auszuschließen. Prominente Online-Shops machen es vor:
Ein weiteres Argument trifft vor allem auf sehr große Online-Shops zu. SEO müssen auch das Crawlingbudget im Auge behalten. Bei beispielsweise mehr als 1.000.000 Websites auf einer Domain kann oder will der Google-Bot in der Regel nicht mehr alle Website crawlen. Deswegen ist es wichtig diesen entsprechend zu steuern. Sonst werden neue oder wichtigere Website nicht mehr gecrawlt und indexiert, sondern paginierte Komponentenseiten, welche als schwacher Content eingestuft werden. Des Weiteren gibt es eine Reihe an Argumenten, die gegen eine Paginierung sprechen:
- Durch die Paginierung wird der eigene Content teilweise hinter Hunderten von Links verborgen. Ein klares Signal für Suchmaschinen, dass es sich hier um weniger relevante Inhalte handelt. Warum sollten dann diese Seiten jemals ein gutes Ranking erzielen?
- Sollte eine der Komponentenseiten temporär während des Crawlings nicht erreichbar sein kann der Google Crawler die folgenden Seiten nicht mehr erreichen und indexieren.
- Bei einer hohen Anzahl an Websites wird der Ablauf des Crawlings durch die paginierten Seiten stark verlangsamt und führt leicht dazu, dass nicht alle Seiten aufgenommen werden.
- Ein weiterer Punkt ist die Nutzung der mühevoll paginierten Seiten: Häufig geben Analyse Tools Aufschluss, das kaum jemand jemals die letzten Seiten angesehen hat, da die Klicktiefe generell sehr hoch ist.
Nun wurde die gesamte Notwendigkeit der technischen Paginierung aus SEO-Aspekten infrage gestellt. Es gibt allerdings auch noch eine gegenteilige Position, welche die Pagination in ihrer Funktion Websites zugänglich zu machen, durchaus als relevant einstuft.
Position 2: Paginierung macht Produkte für alle zugänglich
Die Paginierung macht Produktseiten für Crawler zugänglich. Bei vielen Onlineshops werden Produkte an keiner anderen Stelle des Shops außer der zweiten Seite verlinkt. Somit ist dies die einzige Möglichkeit für Google, die eigenen Artikel über interne Links zu entdecken. Werden nun die Komponentenseiten für Suchmaschinen gesperrt, ist die Erreichbarkeit der Produkte für die Cralwler nicht mehr gegeben. Somit kann es zu Indexierungsproblemen bei Produktseiten kommen. Sind nun alle weiteren Seiten auf noindex, nofollow gesetzt passiert genau das, was nicht passieren soll: Ein sicherer Pfad, welcher Google oder anderen Crawlern alle Produktdetailseiten zugänglich macht, ist nicht mehr erreichbar. Da dieses Risiko nicht eingegangen werden soll, gilt in Position 2 die Empfehlung eine Paginierung auf jeden Fall umzusetzen. Werden nun alle Komponentenseiten indexiert muss beachten werden, dass
- jede Komponetenseite einen Canonical Tag auf sich selbst ausweist
- über ein Meta Robots Tag index, follow verfügt
- die Seitentitel und Meta Descriptions automatisiert den Zusatz „(Seite N)“ enthalten (sonst doppeln sich alle Meta Titels & Descriptions)
- alle Komponentenseiten vollständig erreichbar sind (HTTP-Code 200).
Welche Position ist nun für SEO die Richtige?
Tut Euch und Euren Partner einen riesigen Gefallen und setzt paginierte Seiten auf noindex, nofollow. Es spart Crawl-Budget (falls Ihr nicht wisst, wie Ihr Eurer Crawl-Budget steuern könnt), verhindert eine massive Anzahl an Duplicate Content / URLs im Index und erleichtert Euch vieles (To-dos und Seitenpflege fallen oft weg, da alles auf noindex steht). Außerdem kann es sehr leicht passieren, dass, selbst wenn Ihr indexierte Komponentenseiten im Einsatz habt, Eure Produkte trotzdem nie gecrawlt werden. Sei es durch Fehler oder aufgrund des Crawl-Budgets. Ihr könnt Euch auch sehr einfach über die Sitemap aushelfen und alle Produkte dort listen und aktualisieren. Hinweis: Stellt vorher durch einen Crawl sicher, dass alle Produkte über die Sitemap erreichbar sind!
Niemand, wirklich niemand, möchte diese Seiten in der Suche finden oder durch hunderte von Websites auf Eurer Seite klicken, um dann sein langersehntes Produkt vorgeschlagen zu bekommen.
Gibt es Alternativen zur Paginierung?
Falls ihr Euch noch nicht für eine Paginierung entschieden habt, Euch zum Beispiel gerade inmitten eines Relaunches befindet, ist nun die Zeit, Euch das nochmal zu überlegen. Natürlich gibt es auch hier praktikable Alternativen zur Paginierung. Beim Infinite Scrolling zum Beispiel werden die Produkte immer wieder automatisch nachgeladen.
Nachdem Produkte beim Scrollen automatisch nachgeladen werden, wird zusätzlich ein Parameterwert angefügt (die Website bleibt die Gleiche). Diese Parameter können beispielsweise in der Google Search Console direkt ausgeschlossen werden, aber auch über den Disallow-Befehl in der robots.txt können die Kategorieseiten nicht in den Index gelangen.
Durch einen „Mehr Produkte anzeigen“-Button lassen sich so die Produkte je nach Nutzerintention nach Klick laden. Jedem, der mehr Produkte sehen möchte, ist so geholfen. Die Webseitenbesucher, die es bei der voreingestellten Anzahl an Produkten belassen wollen, erreichen so problemlos Kategorietext und auch den Footer. Für Google ist die Indexierung von Infinte Scrolling aktuell kein Problem mehr.