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Traditionell fand am 09.11.2016 wieder die Leitveranstaltung der Affiliate-Branche im Münchner Municon statt. Die Nachfrage war so groß, dass die Veranstaltung schon sehr früh ausgebucht war und künftig wohl in größeren Räumlichkeiten stattfinden muss. Nach einer Begrüßung des Affiliate-Urgesteins ging es zu erst um Tipps und Insights zum Partnerprogramm-Management.
Influencer – Marketing
Die moderne Art des „word-of-mouth“ startet gerade auch in der Affiliate-Branche. Hintergrund ist der, dass z.B. auf Facebook nicht jeder Like gleichbedeutend. So erregt ein Like eines Promis oftmals große Reichweiten, während der Like eines Branchenfachmann oftmals für mehr Impact sorgt.
Da solche ehrlichen Empfehlungen von Influencern auch für das Online Marketing immer wichtiger werden, teilten verschiedene Referenten ihre Einschätzungen für die Affiliate-Branche. Da Influencer-Marketing in erster Linie Aufmerksamkeit erzeugen, sind hier CPO-Deals bei Publisher unbeliebt, wobei Hybrid-Modelle, bei denen der Influencer sowohl für den Klick als auch für den Sale Geld bekommt, möglich sind. Am wichtigsten ist es auch hier, dass man zuerst KPIs definiert und überlegt, ob man mit einem Publisher eher Reichweite aufbauen will oder lieber mit einem Publisher vom Typ „Engagement“ schaffen will. Die Praxis allerdings, dass Micro-Influencer oft die bessere Variante sind. Dies sind Menschen, die z.B. über Ihren Youtube-Kanal regelmäßig Produkttests machen oder die sich auf Pinterest großer Beliebtheit freuen.
Schlussendlich fanden alle Teilnehmer das Thema sehr spannend. Wir sind gespannt was uns diese Rising Stars in den nächsten Jahren bringen werden.
Internationalisierung
Verivox stellte am Beispiel des Livegangs in der Schweiz die richtige Vorgehensweise vor. So ist eine Internationalisierung in der Regel viel schwieriger als es auf den ersten Blick scheint. Während viele nur an Währung, Sprache und Versandkosten denken, gibt es im Affiliate Marketing deutlich mehr zu beachten. So muss man zuerst überlegen, welche Netzwerke denn die stärksten im Zielgebiet sind und welche Publisher dort gut funktionieren. Wie stark setzen Käufer im Zielgebiet Gutscheine ein? Funktionieren Incentives? Was für Gesetze gelten im Land? So kann man in Deutschland eine KFZ-Versicherung beispielsweise nur einmal im Jahr kündigen, während in der Schweiz dies quartalsweise möglich ist. Welche Saisonalitäten gibt es im Land? Ist z.B. der Black Friday im Zielgebiet wichtig oder nicht? Schlussendlich muss man sich auch im Bezahlmodelle im Klaren sein. So funktionieren aufgrund der exorbitanten TKP-Preise in der Schweiz dort keine CPO-Deals. Als Best Practice seien der rege Austausch mit Publishern, sowie „testen, testen, testen“ genannt.
TV-Spots, Tag Management und Privacy Shield
Media-Saturn regte an, dass Publisher sich für TV Triggering öffnen sollten. So leidet die TV-Branche ja aktuell unter dem Second Screen, also der Tatsache, dass Zuschauer während der TV-Werbung lieber in Ihr Smartphone schauen. Ziel ist es nun die User parallel dazu auf dem Smartphone mit entsprechender Werbung zu bespielen- Außerhalb des Affiliate-Marketings funktioniert dieser Kanal bereits sehr gut und bringt oftmals Zuwächse von über 20%. Das es bereits genügend Technologie gibt, fehlt es nur noch, dass sich Publisher diesem annehmen. Damit gelingt es dann endlich auch den Medienbruch aufzulösen.
Im Anschluss wurden verschiedenste Tag-Management-Systeme mit allen Eigenheiten vorgestellt, da ein professionelle Verwaltung der tags immer wichtiger wird in der Branche. Natürlich war auch das „Privacy Shield“ als Nachfolger des „Safe Harbors“ ein wichtiges Thema. Fachanwälte kritisierte hier die EU, die dieses Gesetz wohl ohne Branchenkenntnis verabschiedet hat, da Firmen wie Google und Facebook sich nur oberflächlich an die Bestimmungen halten und die ganze Onlinewelt prägen. So sind im Endeffekt nur Infopflichten strenger geworden und die Nutzung von Google Analytics. Die Affiliate-Branche betrifft das Thema nur peripher, da durch das CPO-Bezahl-Modell ein wichtiger Grund zur Datenspeicherung vorliegt.
Trends und neue Publisher-Modelle
Es wurden neue Formen des Display-Marketing vorgestellt. So gibt es mit Surveys und Header Bidding neue dynamische Werbemittel und der Mobile-Markt wächst rasant an. Anschließend gab es zwei Best Practice Beispiele wie Merchants Affiliate erfolgreich einsetzen können. Zum Schluss dieses Themenblocks wurde auf zusätzliche Verdienstmöglichkeiten für Publisher eingegangen, in dem sie die gesammelten Daten der Nicht-Käufer an z.B. Google oder Oracle vermarkten können.
News und Entwicklungen der Affiliate Netzwerke.
affilinet stellte ein neues Tool vor mit dem Publisher selbständig Preissuchmaschinen erstellen können. Tradedoubler kritisierte den zu starken Fokus der Affiliate-Branche auf den Last Cookie, da die Branche im Endeffekt ja die ganze Klaviatur der Touchpoints der Coustomer Journey abbilden kann. CJ Affiliate das zum US-Internet-Giganten „Conversant“ gehört, warb für einen effektiveren Umgang mit gesammelten Daten. So sollte man auch Affiliate-Marketing nicht nur auf den Sale schauen, sondern auch darauf welche Publisher eine größere Verweildauer, mehr Neukunden oder eine bessere Life-Time-Value bringen. Parallel dazu ging CJ darauf ein, dass das benötigte Speichervolumen in den nächsten Jahren höher sein wird, als die Menschheit aktuell jemals speichern könnte. Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass Datensammlung sich künftig fokussieren muss, da ja längst nicht alle Daten für Marketingzwecke benötigt werden. Ein Credo könnte sein: „Big Data muss zu Smart Data werden, ansonsten wird es No Data.“ Zanox warb ebenfalls für ein Customer-Journey-Modell, da die so wichtigen Blogs beim aktuellen Bezahlmodell immer mehr zum Verlierer werden. So machen Blogs sehr oft auf das Produkt aufmerksam, jedoch kauft der Kunde schlussendlich über Shopping, Gutscheine oder Cashback. Im Gegensatz dazu verkaufen Blogs fast nur, wenn auch der First Cookie bei einem Blog war. Manchmal ist Shopping noch ein Touchpoint dazwischen.
Panel-Diskussion „Trends im Affiliate Marketing“
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde noch eine große Abschluss-Diskussion mit Vertretern aus allen Bereichen geführt. Im Fokus stand dabei die nötige Professionalisierung der Branche. So gehen Experten davon aus, dass in den USA bereits jetzt Google und Facebook 80% des Online-Marketing-Budgets bekommen und Affiliate aber ideale Voraussetzungen hat, von den restlichen 20% möglichst viel abzubekommen. Als wichtigstes Mittel sahen alle Pannel-Speaker den Abschied vom Last cookie wins Modell“ und dem Ende der früheren Vorgehensweise des Affiliate Marketings, die man zurückblickend fast schon als „Wild West Marketing“ bezeichnen kann. Dabei geht es nicht um irgendwelche Experimente, sondern um Dinge die wir noch aus dem klassischen Offline-Marketing kennen. So sagte man in der Werbebranche früher „man braucht X-Werbekontakte bis es zum Abschluss kommt“, während die Affiliate-Branche jetzt auf einmal nur dem letzten Kontaktpunkt etwas zahlen will. Dass hier hier Publisher, die die nötige Aufmerksamkeit schaffen benachteiligt werden, liegt auf der Hand. Im Zuge dessen, hat auch im Gutschein-Vertical ein Umdenken stattgefunden. Statt möglichst viele Gutscheine zu streuen, überlegen sich erfolgreiche Advertiser lieber, wo denn der Gutschein Sinn macht und suchen einen Publisher, der Publisher den nötigen Mehrwert (z.B. durch Newsletter etc.) bieten kann. Hier lassen sich große Reichweiten schaffen. Schlussendlich wurde noch ein Beispiel eines großen deutschen Versandhauses genannt, dass die Strategie fährt, dass ein seriöser Klick immer ein Euro wert ist und dies auch entsprechend zum CPO vergütet. Auch bei den Netzwerken hat hier ein Umdenken stattgefunden, nur wird es noch ein paar Jahre dauern bis dies umgesetzt sein wird.
Gemütlicher Ausklang auf der Affiliate NetworkxX.
Zum Abschluss fand in gewohnter Weise der Ausklang auf der NetworkxX in der Flughafen-Brauerei „Airbräu“ statt. Es gab Speed Datings, Pecha-Kucha-Vorträge und Thementische, die Publisher, Advertiser, Netzwerke und Agenturen zur Diskussion anregten. Schön war wie immer Atmosphäre, die gerade in der zum Teil auch von Freundschaften geprägten Affiliate-Szene immer besonders herzlich ist.